Die Arbeiten von Klara Maria Weissenfeld (Fotosommer Stuttgart 2024) haben es mir angetan. Sie bearbeitet in Ihrer Foto-Serien „Good night“ ihre Faszination von hell erleuchteten Fenstern, die nachts in der Stadt vom Leben im Innern erzählen. Warmes Licht für die Familie in der Küche, sachliches Arbeitslicht aus den Büros, flackernd blaues TV-Licht oder streng rhythmisch angeordnete Treppenhaus-Fenster, die ein beleuchtetes Treppenhaus zeigen. Die hellen Vierecke stehen scharf abgegrenzt auf tiefschwarzem Grund und wirken kontrolliert grafisch. Umgebungsdetails der Häuser sind ausgeblendet, vom Dunkel verschluckt. Und mit ihnen der Kontext: unwichtig. Es bleiben die konkreten Glasstrukturen, erahnbare Pflanzen auf der Fensterbank und natürlich die Farben von warmem und kaltem Licht. Der urbane Kontext wird zur abstrakten grafischen Struktur mit angedeuteten Räumlichkeiten, Fluchtlinien und Horizonten, die das Auge ergänzt. Die Strenge der Arbeit provoziert die Fantasie und die Erinnerung, auch schon mal Teil der Szenerie gewesen zu sein.

Eine betörend gradlinige und konsequente Arbeit: https://www.weissenfeld.art/good-night

… die mich sehr inspiriert und meine Aufmerksamkeit lenkt auf Licht in der dunklen Stadt, das nicht durch künstliches Licht, sondern durch – na klar, es ist Sommer – das Sonnenlicht erzeugt wird. Morgens, wenn die Sonne aufgeht und wärmendes Frühlicht auf die Zimmerwand zaubert. Oder mittags, wenn das Sonnenlicht grellgelb und spitz durch die Fenster prescht und dabei auf den umstehenden Möbeln die feingerippten Fensterrahmen nachzeichnet.

   

Es ist die umgekehrte Geschichte, die ich erzähle. Es ist nicht das abendliche Leben im Innern, das als wohnliche Beleuchtung nach außen dringt und seine Geschichte erzählt. Es ist das universelle Licht von außen, das durch die Öffnungen nach innen vordringt und abstrakte Formen und Figuren auf dem Boden, an den Wänden und auf den abgestellten Möbeln erzeugt.

  

Wie Vorschläge, die weiterwandern, durch den Raum ziehen, die ihre Form wandeln und schließlich vergehen. Nichts Bleibendes, obwohl es schonungslos und egalisierend auftritt.

   

Das Licht wird zum mächtigen Gegenspieler des Schattens, bricht sich an Kanten, spiegelt sich auf hellen Flächen, durchschreitet den Raum im Bündnis mit der Zeit. Dabei entwirft es kuriose Figuren, wandelt sich zu geometrischen Achsen, zu Flächenrastern, zum Makler zwischen Verfremdung und Wiedererkennung. Es ist ein flüchtiges Lichtspiel im abgedunkelten Zimmer und ein Bote des grellen Tages draußen: „Guten Morgen“.

  

Beim diesjährigen Fotosommer Stuttgart 2024 wurde bundesweit zum Zeitgeist-Thema „Transformation“ eingeladen. Ich hatte mich mit 8 Arbeiten aus meiner Serie „Die Kunst, das Gleichgewicht zu halten“ um einen Platz in der zentralen Schau in der Staatsgalerie beworben. Mein Bemühen wurde belohnt mit einer Gruppenpräsentation in der Volkshochschule Stuttgart, kuratiert von Bettina Michel.  Meine Arbeiten hingen neben Karolin Black, Stephan Zirwes, Olaf Mahlstedt und Jürgen Altmann.

   

Meine Bewerbung für „The Gällery – Raum für Fotografie“ in der Stuttgarter Staatsgalerie präsentiert Geschirrstapel, Konservendosen, Eierkartons und anderen kunsthistorisch wertlosen Kram ohne Symboltradition, der sich zu waghalsigen Konstruktionen stapelt und türmt. Unterschiedliche Formen und kontrastierende Materialien gehen widersprüchliche und temporäre Allianzen ein, die ausbalanciert und scheinbar eingefroren einen labilen Moment des Gleichgewichts zeigen.

   

Es entstehen imposante und witzige Konstruktionen an der Grenze der Glaubwürdigkeit. Ein scheinbar stabiler Augenblick einer äußerst instabilen Figur. Es braucht nicht viel, um alles zum Einstürzen zu bringen, so dass vielleicht im nächsten Moment alles in sich zusammenbricht und mit großem Getöse aufschlägt. Oder aufsteigt zu neuer Blüte, origineller Identität und unbekannter Nützlichkeit.

 

Seit Jahren beschäftige ich mich mit urbanen Fundstücken und inszeniere in meiner Fotografie malerisch anmutende Stillleben von alltäglichem, wertlosem Kram in Farbe, Unordnung und Auflösung. Meine aktuellen Arbeiten thematisieren die „Kunst, das Gleichgewicht zu halten / Art of Balance“.

Die Serie zeigt Konservendosen und anderen Kram, die sich zu waghalsigen Konstruktionen stapeln und türmen. Unterschiedliche Materialien und Formen gehen widersprüchliche und temporäre Allianzen ein, die ausbalanciert und scheinbar eingefroren einen labilen Moment des Gleichgewichts zeigen. Es entstehen imposante und witzige Konstruktionen. Ein scheinbar stabiler Augenblick einer äußerst instabilen Figur. Es braucht nicht viel, um alles zum Einstürzen zu bringen, so dass vielleicht im nächsten Moment alles in sich zusammenbricht und mit großem Getöse aufschlägt.

Die „Kunst, das Gleichgewicht zu halten“ erscheint wie eine Metapher für die Komplexität unseres Alltags mit seinen historischen Schichtungen, multidimensionalen Erscheinungen, fragilen Bündnissen und waghalsigen Handlungen.

Die bekannte Foto-Fachzeitschrift „ProfiFoto“ präsentiert in Kooperation mit WhiteWall vom 3. bis 14. Juli fotografische Positionen von 40 internationalen Fotografinnen und Fotografen im Rahmen des Off-Programms des renommierten Fotofestivals Rencontres d’Arles 2023. Thema der Ausstellung ist das offizielle Motto des Festivals: A STATE OF CONSCIOUSNESS.

Für 12 Tage stellt ProfiFoto die Arbeiten sorgfältig kuratierter Fotografinnen und Fotografen in der GALERIE LA GRANDE VITRINE (ProfiFoto@Arles – GALERIE LA GRANDE VITRINE, 12 rue Jouvène, 3.-14.7., täglich 12-20 Uhr) in der Altstadt von Arles aus. Alle Exponate werden von dem auf hochwertige Galerieprints spezialisierten Online-Profilabor Whitewall in Museums-Qualität produziert und können vor Ort erworben werden. Die öffentliche Vernissage findet am 3. Juli ab 18 Uhr in Anwesenheit vieler der ausstellenden Fotografen statt.
Gezeigt werden in der Ausstellung ausschließlich kamerabasierte Fotografien. Dabei spiegelt die Vielzahl unterschiedlichster Positionen und Bildsprachen das Spektrum zeitgenössischer, professioneller Fotografie, von People- über Stilllife- und Porträtfotografie bis hin zu dokumentarfotografischen Projekten, die alle eint, dass sie sich mit dem Thema „Bewusstseinszustand“ auseinandersetzen.

Ich bin begeistert, dass ich Teil dieser spannenden und internationalen Gruppenausstellung sein kann. Meine Bilder, mit denen ich mich bei diesem Wettbewerb um die Teilnahme bewarb, setzen sich zusammen aus Einzelmotiven unterschiedlicher Werkgruppen. Als derartig zusammengestellte Vierergruppe mit dem Titel „Auf der Kippe“ treffen sie das gestellte Thema besser, als die einzelnen Werkgruppen für sich betrachtet. Im Bewerbungstext wird begründet:

„Das eingereichte Projekt „Auf der Kippe“ thematisiert die beklemmende Stimmungslage unserer Tage zwischen Zuversicht und Verzweiflung, zwischen Utopie und Dystopie, Stolz und Unsicherheit, Zukunftsglaube und Katastrophenahnung, Sieg und Niederlage. Die Ambivalenz des Kipppunktes ist Anlass zahlreicher Stillleben, die ich mit unterschiedlichen Materialien, Alltagsgegenständen und Inszenierungen durchspiele. Dabei wird der Balanceakt selber dokumentiert, aber auch das Spiel mit dem Abgrund und das Kokettieren mit dem Risiko. Andere Stillleben-Motive häufen sich auf zu neuen Formen und Strukturen und durchlaufen dabei eine Metamorphose von der ursprünglichen Dinglichkeit zu einer neuen assoziativen Morphologie der Unordnung und Auflösung. Obwohl meine Stillleben-Settings die Tradition der Barocker Symbol-Malerei zitiert, bleiben die Motive auf der Ebene des Dokumentarischen und zeigen die emotionale Qualität des alltäglichen Spiels mit dem Risiko.“

Am 3. Juni war die Eröffnung der diesjährigen traditionsreichen Gruppenausstellung „Die Grosse“ in Düsseldorf.

„Vom 04.06.2023 – 09.07.2023 findet im Kunstpalast Düsseldorf, im NRW-Forum und Ehrenhof wieder die größte von Künstler*innen für Künstler*innen organisierte Ausstellung in Deutschland statt. Seit Errichtung des Kunstpalasts 1902, bietet der Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e.V. mit der Organisation dieser Ausstellung eine einzigartige Plattform für den Austausch von Künstler*innen, Kunstinteressierten und Käufer*innen. Das Besondere: Die Werke können von den Besucher*innen ohne Beteiligung einer Galerie direkt erworben werden. Die Auswahl der 153 teilnehmenden Künstler*innen wurde in diesem Jahr aus über 1.200 Bewerbungen durch eine jährlich wechselnde Jury getroffen. Gezeigt werden Werke aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Grafik, Bildhauerei, Installation und Video. Ein Teil des Verkaufserlöses geht an den organisierenden Verein, der mit diesen Einnahmen, sowie mit Förder- und Sponsorengeldern, die hohen Kosten dieses spektakulären Kunstereignisses finanziert.“ (Zitat www.diegrosse.de)

 

Und ich freue mich sehr, in diesem Jahr erstmalig Teil dieser großen, wirklich großen Ausstellung zu sein. Es brauchte gestern beim Eröffnungstag über 2 Stunden, um alle Arbeiten im Ruhe betrachten und bewundern zu können. Es bot sich eine breite Range von Arbeiten, die teilweise historisierende Fortführungen bekannter historischer Positionen, teilweise typische aktuelle Statements und ein paar sehr außergewöhnliche, sehr innovative Beiträge umfasste. Und es war ein schönes Gefühl, meine eigenen Arbeiten neben all diesen spannenden und großartigen Werken der Kolleg*innen zu sehen. Die direkte Nachbarschaft zu drei Arbeiten von Corinna Gertz, deren Werke ich sehr bewundere, ist natürlich ein toller Glücksfall. Die Arbeiten passen sehr gut zusammen und bilden eine schöne „Stillleben-Ecke“.

Open Space Gallery in Düsseldorf 23. März bis 25. Juni 2023

Open space Gallery Düsseldorf. Eine 150 Meter lange Fotoausstellung mit über 60 Motiven am Bauzaun rund um das Carsch-Haus in Düsseldorf. Eine tolle Gelegenheit, „niedrigschwellig“ zeitgenössische Fotokunst zu sehen. Ich freue mich sehr, ebenfalls mit einer aktuellen Arbeit vertreten zu sein und neben den geschätzten KollegInnen zu hängen, u.a.

  

Wolfgang Sohn, Ralf Schilberg, Alexander Basta, Bernd Schaller, Markus Hurek, Markus Luigs, Fabio Borquez, Ralph Hargarten, Andreas Jorns, Chris Felver, Sascha Hüttenhain, Georgia Ortner, und viele viele mehr.

 

Initiiert und kuratiert wurde die gelungene Präsentation von Wolfgang Sohn und gefördert von SIGNA Real Estate – vielen Dank dafür.

 

Januar 2023

Ende 2022 ist wie jedes Jahr die Zeit, nach interessanten Wettbewerben und Preisen Ausschau zu halten, bei denen ich meine Arbeiten zur Begutachtung und zum kreativen Vergleich einsenden kann. Unter andern reiche ich meine Arbeiten beim Arte Laguna Prize in Venedig ein. Dieser Wettbewerb wird von der Nonprofit-Institution „MoCa – Modern and Contemporary Art“, Venedig jährlich ausgeschrieben. Diese internationale Veranstaltung wird von der nationalen und regionalen Kulturadministration gefördert und von zahlreichen Sponsoren unterstützt. Kunst- und Kulturförderung ist das Leitziel der „Associazione Culturale“, die neben der Großen Ausstellung aller Finalisten auch „Artist in Residenz“, Vernetzungen mit Galerien, Online-Galerieshop und andere Stipendien ausrichtet.

Das Besondere dieses Preises ist aber sein interdisziplinärer Ansatz. So können neben Malerei und Fotografie auch skulpturale Kunst, Performance und Design u.a. eingereicht werden.

Alles über die aktuelle, 17te Ausrichtung des Wettbewerbs gibt es hier: https://artelagunaprize.com/

Dieses Jahr habe ich zahlreiche Arbeiten und Serien, die ich für einen Wettbewerb und speziell für diesen einreichen könnte. Ich kann zwischen „Auf der Kippe“, dem waghalsig gestapelten Geschirr, den neuen Arbeiten aus der „Blumenserie“, die wirr gereihten „Gläser und Flaschen“ oder den ganz aktuellen „Stillleben mit Gemüse“ wählen.

Ich entscheide mich für die Serie „Auf der Kippe“ und wähle aus der Fülle von Arbeiten fünf Bilder aus, die als Serie, aber auch als Einzelbild funktionieren, weil sie eine Geschichte erzählen, einen Bildwitz haben oder einen jeweils anderen Aspekt des Stapels betonen.

Mit allen fünf Motive habe ich es in die Liste der Finalisten geschafft und eine Arbeit, die gestapelten Töpfe mit dem weißen Keramikbecher im obersten Topf, wurde von einer internationalen Jury als Beitrag für die große Finalisten-Ausstellung ausgewählt. Mit diesem Bild nehme ich am finalen Wettbewerb in der Kategorie „Photographic Art“ teil. Kurz vor der offiziellen Preisverleihung am 11. März im Rahmen der Ausstellungseröffnung entscheidet die Jury über die GewinnerInnen in den einzelnen Sparten.

Um aus erster Hand zu erfahren, wer denn nun gewonnen hat und ob ich dabei bin, muss ich mich wohl auf den Weg nach Venedig machen….

Ungewöhnliche Stillleben-Fotos in der Goldschmiede

Bereits zum vierten Mal bin ich mit meinen Arbeiten zu Gast bei ZWEI MACHEN SCHMUCK, der bekannten Goldschmiede am Rüttenscheider Markt in Essen. Meine künstlerischen Stillleben von Flaschen, Gläsern und transparenten Kunststoffverpackungen korrespondieren dabei mit den glänzenden Oberflächen des Werkstattateliers.

Die Ausstellung startete mit der vierzehntägigen Kunstschau „RüArt“ und wird darüber hinaus bis zum 23. Juli 2022 verlängert.

Zitat vom Pressetext: „Christoph Honig (Meisterschüler der Düsseldorfer Kunstakademie), hat sich u.a. mit stimmungsvollen Blumenstillleben einen Namen gemacht hat. Seine aktuellen Motive aus Gläsern, Flaschen und transparenten Gegenständen vor dunklem Hintergrund geben den Alltagsmaterialien eine überraschende Wertigkeit und beeindrucken durch die gekonnte Darstellung der glänzenden und schimmernden Oberflächen.

Denn die Fotografie von Glas wird durch Spiegelungen des Lichtes und durch die Materialität des Glases erschwert, das sich wegen seiner Transparenz gerne unsichtbar macht. Die sanfte Auflösung der Gegenständlichkeit und der langsame Übergang von Ordnung zu Chaos sind das Thema dieser nicht abgeschlossenen Werkgruppe.

Damit geht sie eine gelungene Wechselwirkung mit dem Ausstellungsort ein, denn Assoziationen zu schimmernden Schmuckoberflächen und funkelnden Edelsteinen liegen nahe. Die Ansammlung von Werkzeug auf dem Arbeitstisch findet ein Echo in der Ansammlung von Objekten auf den Bildern, und die Farbpalette der Fotografien verbindet sich mit den Farbstimmungen an den Werkbänken.“

Besser hätte ich es auch nicht schreiben können. Der Text wurde von Kirstin Jankowski (Zwei machen Schmuck) verfasst. Vielen Dank dafür!

Die Ausstellung am Rüttenscheider Platz 12 in Essen ist bis zum 23. Juli während der Öffnungszeiten zu sehen.

www.zweimachenschmuck.de

Fotos: Dieter Kunst

In der Düsseldorfer „Noir Blanche – Galerie für Fotografie“ sind vom 15. Mai bis zum 9.Juli 2022 erstmalig insgesamt 20 großformatige Blumenstillleben als Fine-Art Prints auf Büttenpapier zu sehen.

Zu sehen sind Blumen in einer Vase in einem vage definierten Raum und ausgeleuchtet mit möglichst wenig Licht. Die Blumen welken. Die Vase passt dazu.
Nicht das Symbol „Vergänglichkeit“ oder „Sterblichkeit“ ist der Anlaß, sondern die Erscheinung von welkenden Blumen und Blättern in einer Vase. Ihre biomorphe Erscheinung im Moment des Fotografierens ist das Thema der Bilder.

Die Blumenbilder haben ihren Ursprung in einer Serie von bunten Herbstblättern, die sich winden und drehen zu abstrakten Gebilden. Es folgten einzelne trockene Blüten und Blätter, die scheinbar tanzend im Raum schweben und ihre Skurrilität präsentieren.
Weiter ging es mit zahlreichen Stillleben-Studien mit Blättern, Blüten, Obst und anderem welkenden Zeug.

Eine besondere Rolle spielt das Licht, das immer weniger wurde. Der Bildraum wurde dadurch diffuser und die Blume konkreter und körperlicher. Die fotografierten Objekte schälen sich aus der Dunkelheit heraus – oder versinken in ihr.
Sie sind scheinbar in einer Zwischenwelt: Obwohl bildzentral inszeniert sind sie dennoch nicht ganz hier, aber auch nicht völlig verschwunden. Kommen sie oder gehen sie?

Dazu passt, daß die Blumen ebenfalls in einer Form des Übergangs sind. Noch sind die prächtigen Blüten zu sehen, aber das trockene Laub ist schon erahnbar.
Und dazu passt auch, daß die Fotos wie gemalte Stillleben wirken. Sie haben von beidem (der Malerei und der Fotografie) das Beste, die erzählerische Freiheit der Malerei einerseits und die technische Präzision der Fotografie andererseits.

Das Thema „Übergang/Unentschiedenheit“ ist etwas, daß mich zunehmend interessiert und für das ich weitere glaubhafte alltägliche Motive suche. Zum Beispiel bei der Werkgruppe „Auf der Kippe“ mit dem gestapelten Küchengeschirr.
Oder bei der Werkgruppe mit den Bergen aus Gläsern und Flaschen, die sich bis zur Entmaterialisierung entgrenzen, auflösen und dennoch erkennbar bleiben.

www.noirblanche.de

Die Darstellung von Glas wird durch Spiegelungen des Lichtes erschwert und durch die Materialität des Glases selber, das sich wegen seiner Transparenz gerne unsichtbar macht.

Christoph Honig Fotografie Unordnung

In meinen Stillleben-Bildern habe ich die Beschaffenheit des gläsernen Materials und seiner Farbigkeit betont durch ein weiches, diffuses Streulicht, das weitgehend ohne harte Lichtreflexe und unpassende Spiegelungen auskommt.

Christoph Honig Fotografie Unordnung
Christoph Honig Fotografie Unordnung

Das ursprünglich meditative Stillleben-Motiv mit Gläser und Flaschen erinnert an die Malerei von Giorgio Morandi oder an einen Berg leerer Flaschen nach der Party. Es entwickelt sich aber weiter zur Beschreibung des Verwandlungsprozesses von Formen, Figuren und Szenerien. In unterschiedlichen Konstellationen lösen sich die Gegenstände weiter auf, nicht nur die Konturen und Linien, die Flächen und Volumen, sondern auch der gesamte Bildraum. Bis hin zur gänzlichen Unkenntlichkeit, bei der die Unschärfe das restliche Licht zu Lichtpunkten und Lichtspuren verzerrt, die den Körper des transparenten Materials mehr schätzt als definiert.

Die sanfte Auflösung, der Identitätsverlust und der langsame Übergang von Ordnung zu Chaos sind das Thema dieser nicht abgeschlossenen Werkgruppe mit über 30 Einzelarbeiten.

Christoph Honig Fotografie Unordnung

Die Arbeiten werden in Museumsqualität im Mindest-Format 30 x 50 cm plus 10 cm Rand je Seite auf mattem Büttenpapier ausgedruckt.

Wer kennt sie nicht: Türme von Spül. Unerledigter Haushalt, altes Geschirr, Töpfe und Besteck, die sich im Spülbecken stapeln und oft auch daneben. Es ist nie genug Platz dafür.

 

Diese alltägliche Beobachtung ist Ausganspunkt für die kleine Serie von Geschirr mit Töpfen und Besteck, die um Gleichgewicht ringen und gleichzeitig auf Erledigung drängen. Farbenfroh, ironisch und in der Manier alter Malereien werden diese Werkzeuge und Berge täglicher Esskultur vor dunklem Hintergrund und mit sparsamem Licht in Szene gesetzt.

Losgelöst aus dem Kontext des täglichen Ärgernisses präsentiert sich das Porzellan in waghalsigen Stapeln und beunruhigenden Türmungen, denen man das Gleichgewicht kaum glauben mag und damit rechnet, dass alles im nächsten Moment kippt. Eine typisierende Inszenierung angesichts der Raffinesse von banalen Risiken, die wir Tag für Tag selbst verursachen.

Die Arbeiten werden in Museumsqualität im Mindest-Format 30 x 50 cm plus 10 cm Rand je Seite auf mattem Büttenpapier ausgedruckt.

Nach langer Zeit habe ich meine Homepage aktualisiert, sowohl technisch (Updates, Datenschutzbestimmung und rechtliche Aktualisierung) als auch inhaltlich. Die Werkgruppen im Bereich „Galerie“ habe ich aufgeräumt, auf das Wesentliche reduziert und damit Platz geschaffen für neue Schwerpunkte und aktuelle Arbeiten. Verabschiedet habe ich mich von den Movitgruppen „Herbstfarben“ (einer frühen Entdeckung des skulpturalen und malerischen Charakters von herbstlichem Laub) und „Stillleben schwarz/weiß“ (einem Experiment, bei dem ich farbige Blumen- und Obststillleben in Grautöne übertragen habe). Die Gruppen „Entfesselt 1 & 2“ wurden auf die wesentlichen Arbeiten reduziert und zusammengelegt. Auch die beiden „Leeren Läden“ bilden nun eine gemeinsame Gruppe.Blau verrammelter Laden

Die in diesem Jahr (2021) typischen Blumen-Stillleben in geringer Ausleuchtung finden sich in der ersten Gruppe „Zeitgeschehen“ und wurden von mir durch aktuelle Arbeiten komplett erweitert. Viele der Arbeiten wurden bisher auf meiner Seite noch nicht präsentiert.

Auch die Gruppe „Stillleben“ habe ich aktualisiert und durch neue Aspekte erweitert. Es geht nun nicht mehr nur um Farb- und Form-Inszenierungen (Obst), sondern auch um Darstellung von Materialkontrasten und Material-Analogien mit narrativen Komponenten.

Die neue Motivgruppe „Blüten im Detail“ zeigt zwar auch „Blumen und Sträuße“ in dunkler Stimmung. Sie trennt sich jedoch vom strengen Bildaufbau mit seinem distanzierten Blick auf die Szenerie und widmet sich den farbenprächtigen, formvielfältigen und entgrenzenden, chaotischen Strukturen im floralen Detail.

Es sind aber immer noch viele optische und technische „Unebenheiten“ auf meiner Homepage zu entdecken und ich bemühe mich, die Seite in Zukunft weiter zu optimieren…

Der internationale „Monovisions Photography Awards 2021“ gab heute (25. Juli 2021) die GewinnerInnen bekannt. Ich freue mich sehr über die „lobende Erwähnung“ meiner Werkgruppe „Beauty in Doubt“ in der Kategorie „Natur und Wildlife“.

Meine Arbeiten sind selten schwarz-weiß. Die Farbigkeit der Dinge, sowohl Gegenstände, also auch Blumen, Blüten, Pflanzen, sind oft das stärkste Anlass, das Stillleben-Bild überhaupt zu erstellen. Farbbilder steigern des Charakte des Konkreten, Einmaligen und schnell veränglichen. Die Gegenstandsfarbe definiert ganz wesentlich die Materialität des abgebildeten Dinges. Alle Farben des Bildes skizzieren den Raum der gezeigten Farben. Eine Bild nur in schwarz-weiß nimmt dem Abbild wichtige Informationen, Stimmungen, Konkretisierungen.

Es abstrahiert und verweist dadurch auf scheinbar allgemeingültiges: Formen, Proportionen, Rhythmen. Damit zu arbeiten, zu experimentieren, gegensätzliche Wirkungen zu provozieren, grafische Ordnungen oder chaotische Strukturen hervorzurufen, die so ganz anders funktionoieren, als alles bunte, hat mich interessiert und inspiriert. Meine Teilnahme am Wettbewerb war daher eine Herausforderung, die nun, zu meiner großen Überraschung, auch zum Erfolg geführt hat.

Die Düsseldorfer Fotogalerie Noir Blanche, geleitet von Volker Marschall, hat meine Arbeiten ins Programm aufgenommen und wird mich von nun an exklusiv vertreten.  Der Anlass für diese tolle Zusammenarbeit sind die aktuellen (Corona-Jahr 2020/21) Motive aus der Werkgruppe „Zeitgeschehen“: Stillleben mit welkenden Blumen.

In einem vage angedeuteten Bildraum räkeln sich welkende Tulpenstiele und Blütenblätter halb sinkend, halb tanzend in einer Vase. Die Szenerie wird knapp von Licht begleitet und erinnert an malerische Stillleben. Der Titel der Werkgruppe „Zeitgeschehen“ verweist auf die Zeitlichkeit der Blumenpracht als Motiv für das Thema „Zeit“ in der Fotografie, aber auch auf die pandemischen Zeitumstände, die eine ausschließliche Arbeit im Studio und auf dem Fototisch erzwingt.

Ein Besuch der Galerie noirblanche ist jederzeit möglich, sowohl analog (Rather Str 34, 40476 Düsseldorf), als auch digital: www.noirblanche.de

Der „APA – Fotowettbewerb 2020“ hat soeben (14.02.2021) seine Gewinner bekannt gegeben. Danach erhielt ich drei „lobende Erwähnung“ für meine Serien „Streetwork“, „Schwebende Blüten“ und „dunkle Blumen“. Ich freue mich sehr über diese Anerkennung und gratuliere allen KollegInnen, die ebenfalls bei diesem Wettbewerb auffällig wurden.

… lobende Erwähnung

Diesmal beim Chromatic Photo Award, bei dem Mitte Dezember 2020 die Gewinner bekannt gegeben wurden. Ich hatte mich mit vier Beiträgen in unterschiedlichen Bereichen der Amateur-Liga beteiligt. Besondere Beachtung fand diese Arbeit (siehe unten) im Bereich „Fine Art“. Ich bedanke und freue mich sehr. Das motiviert!

3 x „Lobende Erwähnung“

Der internationale „ND Award 2020“ (Neutral Density Award) hat heute seine Gewinner bekannt gegeben. Drei meiner Serien wurden mit „lobenden Erwähnungen“ im Bereich „professional“ in den Gruppen „Cityscapes“, „Fine Art Conceptual“ und „Nature“ ausgezeichnet. Ich freue mich sehr darüber und fühle mich in meinem Tun bestärkt. Zwei der Serien haben ihren Ursprung in der Auseinandersetzung mit Formen und Farben von welken Blumen, Blüten und Blättern. Die dritte Serien zeigt Kirmesbuden von Crange und der Düsseldorfer Rheinwiese im  Zustand der Ruhe.

Blüten-Stillleben

Meine Aufmerksamkeit gilt der Form und Farbigkeit von welkenden Blüten, die sich jenseits der dekorativen Blütenpracht zunehmend eigenwillig weiterentwickeln. In diesem Prozess des Verwelkens werden sie fotografisch gedreht und gewendet und multiperspektivisch von allen Seiten gleichzeitig dokumentiert.
Sie lösen sich dadurch einen weiteren Schritt mehr von ihrer konkreten, wiedererkennbaren Dinglichkeit, und präsentieren in neuer Qualität Farbräume, entgrenzte Formen und eine rauschhafte Atmosphäre.

ND Award (NeutralDensity Photography Award)  2020: honorable mention / lobende Erwähnung im Bereich professionelle Fotografie: Fine Art Conceptual

 

Entfesselte Blüten

Meine Aufmerksamkeit gilt der Form und Farbigkeit von welkenden Blüten, die sich jenseits der dekorativen Blütenpracht zunehmend eigenwillig weiterentwickeln. Das zeigt sich besonders, wenn sie, reduziert aufs Wesentliche, vor schwarzem Hintergrund scheinbar entfesselt im Raum schweben. Die einzelne Blüte verwandelt sich zur skurrilen Figur mit Eigensinn in drei Dimensionen. Die Blüte wird zur Skulptur.
Die Verwandlung erstarrt zur abstrakten Form im Raum, absurd und bizarr. Zart und Zerbrechlich. Es blitzen assoziativ andere biomorphe Formen auf und die Geschichte beginnt von vorn.

ND Award (NeutralDensity Photography Award)  2020: honorable mention / lobende Erwähnung im Bereich professionelle Fotografie: Natur

Kirmesbuden

In diesen Arbeiten zählt die Erscheinung mehr, als die Bedeutung. Die Fotografien von Jahrmarkt-Buden nähern sich dem ritualisiertem Rummel zur Unzeit: Am helllichten Tag wenn der Betrieb geschlossen ist. Der Fotograf seziert die einzelnen Fahrgeschäfte aus scheinbar archivarischer Distanz, frontal, ohne Kontext und ohne Personal, ohne Bewegung und Geschichte im Zustand der Ruhe. Die Aufmerksamkeit wird auf dem visuellen Radau ihrer Fassaden gelenkt, die wie ein „gebrülltes“ Versprechen erscheinen. In der Reihung der Fassaden wirkt deren Variantenreichtum als gelangweilter Verweis auf die nächste kurzweilige Nacht.

ND Award (NeutralDensity Photography Award)  2020: honorable mention / lobende Erwähnung im Bereich professionelle Fotografie: Cityscapes

 

 

(10.Sep. – 16. Okt. 2020) & Kunstspur in Essen

Anlässlich der Kunstspur 2020 in Essen zeigt die Galerie Die.Kunst eine Gruppenausstellung mit Arbeiten von Stefan Arend, Dieter Kunst und mir. Schon in den Vorjahren kam es immer wieder zu einer erfreulichen und fruchtbaren Zusammenarbeit in und mit der Steeler Fotogalerie, bei der das Kunstspur-Wochenende zum Anlass wird, eine mehrwöchige Ausstellung auszurichten.

In diesem Jahr beteilige ich mich mit 13 aktuellen Arbeiten aus der inzwischen sehr umfangreichen Werkgruppe „Blüten und Blätter“, in der die Farbenpracht und Skurrilität von welkenden Blumen eindrucksvoll präsentiert werden.

Die Fotografien thematisieren den Grenzgang zwischen Fotografie und Malerei und die Rolle des Lichts als Element der fotografischen Gestaltung. Sie zeigen sparsam ausgeleuchtete Blumensträuße in Vasen vor dunklem Hintergrund in einem vage skizzierten Raum.  Weitere Stillleben, Weintrauben, Äpfel, Tomaten, sind in weiches Licht getaucht und erhalten dadurch eine Intensität und zum Greifen nahe Körperlichkeit. Stil und Lichtführung der Arbeiten erinnern an die flämische Stillleben-Malerei, die kunstvoll Vergängliches in Szene setzt und dabei an die Sterblichkeit des Menschen mahnend erinnert.

  

Ich interessiere mich jedoch weniger für diese Art der Vanitas-Symbolik, als vielmehr für die Erscheinung der Dinge in besonderem Licht und im Kontext des Fotografierens. Mich interessieren nicht die Blumen, sondern ihr verändertes Aussehen auf dem Foto.

Daher fotografiere ich vertrocknendes Laub, das sich farbenfroh und skulptural in alle Richtungen kräuselt, verwelkte Tulpen-Blüten, die scheinbar in der Luft schweben und verwelkend skurrile, biomorphe Erscheinungen annehmen. Ich fotografiere Vasen voller Blumen, die vibrierend und überlagernd eine neue, nie gesehene Üppigkeit und Pracht entfalten, vor schwarzem und vor weißem Hintergrund. Und ich inszeniere selbstironisch Obst als meisterliches Stillleben – vor und nach dem Verzehr.

Alle Arbeiten sind als hochwertiger Fine-Art-Print im Format 50 x 70 cm mit limitierter Auflage erhältlich. Weitere Fotobücher liegen in der Ausstellung aus und ermöglichen einen tieferen Einblick in meine fotografische Arbeit.

Da Corona-bedingt auch der kleine Garten für die Eröffnung genutzt wurde und sich zur kleinen Open-Air-Galerie wandeln sollte, haben wir uns etwas besonders überlegt. Um im Außenbereich Fotografien bei jedem Wetter zu präsentieren, haben wir drei Motive auf wasserabweisender und reissfester PVC-Plane drucken lassen. In den Ecken mit Ösen versehen und mit Spanngummis fixiert passte diese rustikale Präsentation optimal in die charmante Umgebung des Innenhof-Gartens.

Die RüArt in Essen ist eine inzwischen jährlich veranstaltete Kunstausstellung in den Schaufenstern der Essener Einkaufsmeile „Rüttenscheider Strasse“. Auch in diesem Jahr stehen die Interessengemeinschaft der Geschäftsleute (IGR e.V.) einerseits und der Ruhrländische Künstlerbund und der Werkkreis Bildender Künstler andererseits  für die Gemeinschaft der Veranstalter. Nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr 2019, so konnte ich auch in diesem Jahr wieder bei Kirstin Jankowski in ihrem Geschäft „Zwei machen Schmuck“ ausstellen. Ein echter Glücksfall, denn die Räume haben eine gute Atmosphäre und eignen sich optimal für eine kleine Ausstellung. Gemeinsam haben wir eine Auswahl aktueller Arbeiten getroffen und präsentieren eine kleine aber spannende Ausstellung an den Wänden der Schmuckschmiede. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich ebenso, wie der Besuch von „Zwei machen Schmuck“!

(25.06 – 12.07.2020; Mo geschlossen, Di – Fr 10.00 – 13.00 & 14.00 – 18.30 Uhr, Sa 10.00 – 14.00 Uhr)

 

Wie schon in der Werkgruppe „Blättern“ gilt meine Aufmerksamkeit auch in dieser Weiterentwicklung der Form und Farbigkeit von welkenden Blüten und Blättern, die sich jenseits der dekorativen Blütenpracht zunehmend eigenwillig weiterentwickeln. Das zeigt sich besonders, wenn sie, reduziert aufs Wesentliche,  vor schwarzem oder weißem Hintergrund scheinbar entfesselt im Raum schweben.

    

 

Die einzelne Blüte mit ihren welkenden Blättern krümmt sich, räkelt sich, windet und spreizt sich, und verwandelt sich vom artig Wohlbekannten zur skurrilen Figur mit Eigensinn und offensiver Platznahme in drei Dimensionen. Die Blüte wird zur Skulptur.  Schließlich erstarrt die Verwandlung zur abstrakten Form im Raum, die nur noch entfernt an die ursprüngliche Pracht erinnert. Absurd und bizarr! Zart und Zerbrechlich. Hauchdünn und Papier ähnlich. Es blitzen assoziativ andere biomorphe Formen auf und die Geschichte beginnt von vorne.

    

Gänzlich entfesselt erscheinen die Blüten als Sträuße, die unter sparsamer Beleuchtung ihre Texturen offenbaren und einladen, sie erneut zu drehen und zu wenden und multiperspektivisch von allen Seiten gleichzeitig zu erfassen. Sie lösen sich dann einen weiteren Schritt mehr von ihrer konkreten, wiedererkennbaren Dinglichkeit, um Farbräume, entgrenzte Formen und eine rauschhaften Atmosphäre in neuer Qualität zu präsentieren.

    

Wenn man in der winterlichen Jahreszeit an Bäumen entlangschlendert, offenbart sich die ausruhende Natur mit blattlosen Ästen und laubfreien Baumkronen. Bei genauer Betrachtung entpuppen sich die Bäume mit ihren zufällig strebenden Stämmen, Ästen und Zweigen als ein abstraktes Gewirr von Linien, Strukturen und Anmutungen im Wechselspiel von Ordnung und Chaos. Von jedem Kontext befreit und vor dem Hintergrund eines grauen Himmels stellt zeigt sich die grafische Identität dieser natürlichen Verzweigungen.

 

  

Anlässlich der diesjährigen Kunstschau auf und rund um die Rüttenscheider Strasse in Essen habe ich das Glück, in der Design-Schmiede von „Zwei machen Schmuck“ ausstellen zu dürfen. Ich brauchte nicht lange zu überlegen, um eine kleine Auswahl meiner „Welken Blätter und Blüten“ auszuwählen für diese Gelegenheit. Beides passt einfach kongenial zusammen.

27. 06. bis 19.07.2019  Rüttenscheider Markt (-Platz 12), Essen
Öffnungszeiten beachten (siehe oben)
Wir sehen uns zur Finissage 19.07. um 18.00 Uhr

Es ist mir ein großen Vergnügen, im Rahmen dieser kleinen Schau auch meine „Blumen in barocker Umgebung“ zu zeigen:

Erläuterungstext zu Präsentation:

„Blumen verwelken ganzjährig in unseren Vasen. Weit entfernt von „Vanitas“-Absichten gilt Aufmerksamkeit des Fotografen der einzelnen Blüte mit ihren Blättern und ihrer lustvollen Farbie und Form. In einem grobskizzierten Raum und begleitet von diffusem Licht schwebt sie scheinbar schwerelos zu Boden. Blatt und Blume durchlaufen dabei die Farbskala der Grün- über Gelb- zu Brauntönen. Manches mal mit dem Umweg über Rot, was uns alle begeistert.

Die Blütenblätter krümmen sich, winden sich, ziehen sich scheinbar zusammen und verwandeln sich von der platten Fläche zum Körper mit Volumen und scheinbarer Masse in drei Dimensionen. Das Blatt wird zur Skulptur. Und schließlich erstarrt die Verwandlung zur abstrakten Form im Raum, die nur noch entfernt an die ursprüngliche Pracht erinnert. Absurd und bizarr! Zart und zerbrechlich. Hauchdünn und Papier ähnlich. Es blitzen assoziativ andere biomorphe Formen auf und die Geschichte beginnt von vorne.“

Noch beflügelt vom öffentlichen Kompliment für die welken Blüten und Blätter habe ich in den letzten Wochen und Tagen das Thema weiter bearbeitet. Es war Weihnachtszeit, Amaryllis-Zeit. In Weiß, in rot und natürlich in rosa. Und in fast jeder Vase. Dort schon entfalten die Blüten eine erstaunliche Pracht und -wenn das Wasser in kurzen Abständen aufgefrischt wird- halten sich recht lange. Geduld ist angesagt. Schließlich ist es soweit und die Blüten werden kurz vor dem finalen „Durchhänger“ abgeschnitten. Das behutsame Austrocknen der müden Blüten bei 50 Grad im Backofen verhindert die tagelange Verrottung der Blätter bei Zimmertemperatur. Bei diesem Verfahren erhalten sich die Farben der Blütenblätter, während die Formen sich ins skurrile steigern.

 

Schon im Oktober, während der letzten sonnigen Herbsttage in diesem Jahr, habe ich ein Dutzend Blätter einer Platane eingesammelt in der Absicht, diese ohne viel Zutun trocknen zu lassen. Wichtig war mir, daß die Blätter sich je nach Beschaffenheit und Spannung  willkürlich verdrehen, biegen und verkrümmen und unterschiedliche skulpturale Figuren entwerfen. Nicht die herbstliche Farbenpracht der Blätter war das Thema, sondern deren Körper im Raum. Das spärliche Tageslicht hilft, das Volumen und die Oberflächenstruktur sichtbar werden zu lassen.  Alles schwebt scheinbar ohne Eigengewicht im Raum. Oder das Blatt schält sich für Augenblicke aus dem dunklen Hintergrund.

Ein Jahr voller Ausstellungen und kleiner Schritte in die richtige Richtung. Erst der New Talent Award mit der tollen Präsentation auf der Photokina. Anschließend die schöne kompakte Ausstellung mit der Gewinner-Fotoserie in der Essener Fotogalerie „Die.Kunst“. „Was fürs Augen“ zeigte die Fotogalerie in Essen Steele im Rahmen der Essener „Kunstspur“. Dieter Kunst und Christoph Honig stellten gemeinsam aktuelle Arbeiten aus.

 

 

Es folgte die etwas umfangreichere Präsentation im „Bürgermeisterhaus Essen-Werden“ mit Arbeiten aus den Werkgruppen „Wandfarben“ und „Zu Fuss“.

    

„Sur*face – Lesen in der Oberfläche“ ist der Titel der Ausstellung, in der mein geschätzter Kollege Georg Pieron seine Portraits zusammen mit meinen farbigen Flächenbildern zeigte. Eine spannende gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema  „erlebte Zeit“.

Eine echte Überraschung ist die tolle Präsentation meiner NTW-Motive im Novemberheft von Profifoto.

Und nun noch die #5 Photopopup Fair von 9. – 18.11.2018 im Stilwerk Düsseldorf. (Stilwerk, Düsseldorf, Steinstr. 15, 3 Etage) Bin gespannt, wie es läuft.

Ach ja, hätte ich fast vergessen. Mich gibt es auch bei Facebook, bei Instagram und  bei Behance

Blumen verwelken ganzjährig in unseren Vasen. Weit entfernt von Vanitas-Absichten gilt meine Aufmerksamkeit der einzelnen Blüte mit ihren Blättern und ihrer lustvollen Farbigkeit. In einem grobskizzierten Raum und begleitet von diffusem Licht schwebt sie scheinbar schwerelos zu Boden. Blatt und Blume durchlaufen dabei die Farbskala der Grün- über Gelb- zu Brauntönen. Manches mal mit dem Umweg über Rot, was uns alle begeistert.

           

Die Blütenblätter krümmen sich, winden sich, ziehen sich scheinbar zusammen und verwandeln sich von der platten Fläche zum Körper mit Volumen und scheinbarer Masse in drei Dimensionen. Das Blatt wird zur Skulptur. Und schließlich erstarrt die Verwandlung zur abstrakten Form im Raum, die nur noch entfernt an die ursprüngliche Pracht erinnert. Absurd und bizarr! Zart und zerbrechlich. Hauchdünn und Papier ähnlich. Es blitzen assoziativ andere biomorphe Formen auf und die Geschichte beginnt von vorne.

 

            

Profifoto“-Meldung zum Wettbewerb New Talent Award 18/2

Pressemeldung in der Rheinischen Post 15.8.2018

Die Sonne von Lacanau

Lacanau ist ein bekannter Ferienort an der französischen Westküste. Unspektakulär und von gängigen Reiseführern nur mit wenigen Zeilen bedacht, gilt er doch als lohnendes Reiseziel bei Surfern und Badefreudigen. Lacanau liegt am längsten Sandstrand Europas.

      

Der Ort fällt auf durch seine kleinen Häuser, die seit Erfindung der Sommerfrische das Ortsbild prägen und typisch sind für die gesamte Region. Mein Fotobuch „Les belles maisons de Lacanau“ zeigt den Variantenreichtum dieser bescheidenen Ferienhäuschen mit mondänem Zuschnitt und neuzeitlicher Überformung.

           

Der zweite Band zu diesem Thema möchte weniger diese Häuser thematisieren, als vielmehr ihr sommerliches Erscheinungsbild. In dieser Jahreszeit ist die Sonne an der Atlantikküste kräftig und schon das frühe Tageslicht sehr grell. Der Licht – Schatten Kontrast erscheint in dem sonnenüberfluteten Ort hart und ungnädig. Schattiges wird mit Dunkelheit überzogen und aller Details von Rest-Lebendigkeit beraut. Hitze wird sichtbar. Kein Lüftchen geht.

      

Dabei erscheinen auf den Fronten der Häuser interessante Formen, grafische Ornamente, Linien und Ordnungen, Farbfelder und Dekors. Bei der nachträglichen Bildbearbeitung wurden diese Elemente durch die Betonung des Kontrastes verstärkt. Übrig bleiben Schattenflächen, aus denen sich mühsam Erkennbares herausschält. Die verbleibenden Lichtflächen erlauben in ihrer Abstraktion eine neue  Konstruktion von Fläche und Raum.

Fundstücke

… sind zufällig gefundene Dinge die im Moment des Findens ihre Bedeutung erlangen. In der Archäologie etwa hat das Fundstück den Wert eines Artefaktes mit Beweischarakter, falls man es bei Grabungen findet. In der Esoterik könnte ein Fundstück zum Indiz werden für eine alternative Realität. Ein zufällig gefundenes Objekt erlangt Inhaltlichkeit, Bedeutung, Aussagekraft besonders im Auge des Finders und im Moment des Findens.

         

Fundstücke kann man nicht suchen, dann wären es Suchdinge; sowas wie verlegte Schlüssel, Kreuzworträtsel-Lösungen oder vergessene Ruf-Nummern. Diese Dinge können richtig und falsch sein, weil sie einen Zweck haben und benötigt werden, um einen Nutzen zu erfüllen.

        

Fundstücke kann man nur finden und sie sind nicht nützlich. Sie sind Objekte eines individuellen Entsprechens, einer Bestätigung und Erfüllung. Fundstücke sind prinzipiell so zahlreich wie die Anzahl ihrer begeisterten Finder.

Für ihre Finder werden die Fundstücke zu Stückfunden. Mit jedem gefundenen Stück mehr setzt sich ein großes Ganzen zusammen, wie die Einzelteile eines Puzzles, die zum Ende ein großes Gesamtbild ergeben.

         

Die fotografischen Fundstücke in diesem Buch entstammen alle einer aufmerksamen Beobachtung der urbanen oder ländlichen Umgebung. Kein Bild wurde gestellt oder inszeniert. Es wurde fotografisch eingesammelt im Augenblick des Entdeckens und der erlebten Entsprechung. Und obwohl sie ganz unterschiedliche Motive, Themen, Situationen oder Sichtweisen präsentieren, fügen sich fast alle Bilder zu einem Gesamt-Eindruck. Dieses „Gesamte“ entsteht in der Pluralität der Bilder und zeigt ihre Analogien, Ähnlichkeiten, Verwandtschaften oder Widersprüche. Alles hängt mit allem zusammen. Andererseits zeigt dieses „Gesamte“ auch den „roten Faden“ meines Interesses an der vorgefundenen Umgebung und den Stil meiner  fotografischen Sicht auf Welt.

Anläßlich der RüArt 2017 lädt mich „Vitra by Store R“ auf der Rüttenscheider Str. 163 (Essen) ein, meine Arbeiten zwischen den Designer-Möbel von Vitra zu präsentieren.  Aufgrund der großen Resonanz haben sich beide Partner nun entschlossen, die Bilderpräsentation über den RüArt-Zeitraum zu verlängern.  Zu sehen sind insgesamt 22 Arbeiten und ein Bildensemble mit 21 Fotos. Die Arbeiten entstammen unterschiedlichen Werkgruppen, die sich allesamt mit der Attraktivität des Alltäglichen und Banalen und mit dem Malerischen in der Fotografie auseinandersetzen. Die meist großformatigen Arbeiten passen sich kongenial in das Showroom-Ambiente des Vitra-Stores ein.

Die ausgestellten Fotografien stammen aus den Werkgruppen „Wandfarben“, „Sockenschuß“, „schwebende Knüller“, „Herbstfarben“ und „Hingucker“, die im letzten Jahr entstanden.

„Wandfarben“ widmet sich den Spuren des Gebrauchs, der Abnutzung und Verwitterung, die sich in Wandflächen, Hauswänden und Mauern eingegraben haben oder die als Kratzer, Schrammen, Abschürfungen auf Stahlplatten grafische und malerische Strukturen hinterlassen.

„Schwebende Knüller“ erzählen die Geschichte von geknülltem Papier auf dem Weg zum Papierkorb. Es ist die ironische Geschichte des Wertverlustes von Dokument zum Abfall.

„Sockenschuß“ greift die Bewegung der „schwebenden Knüller“ auf und macht sie sichtbar: ein zum Stoffballen geformtes Paar Socken bewegt sich eilig durch die Luft! Warum ist das ein Bild wert? Weil es bunt ist, dynamisch, detailreich und unwichtig. „Hingucker“ sind „1 Euro“ – Ramschwaren, die eine „Kauf-Mich“-Appellstruktur besitzen und ein Versprechen äußern, das sie nur mühsam einhalten können: es ist schöner, fröhlicher, hilfreich, genussintensiver mit den Dingen, als ohne sie. Unsere Erfahrung aber lehrt etwas anderes.

Bei aller formalen und inhaltlichen Unterschiedlichkeit der Werkgruppen haben sie etwas gemeinsam: das Interesse am Banalen, am Alltäglichen, am irrelevanten Detail. Die Fotos untersuchen die Schönheit des Unerheblichen, die Attraktivität des Unbeachteten oder den Reiz des Wertfreien.

Letzte Vorbereitungen für die Ausstellung „Möglichkeitsraum“ im Bürgerhaus Oststadt im Rahmen der Kulturwoche 2017. Schon am Freitag vorher haben Dieter Kunst (Organisator der Ausstellung) und ich die Bilder im Bürgerhaus aufgehängt und dabei, zusammen mit Frau Schimnatkowski, Leiterin des Bürgerhauses, die kleine Vernissage am Dienstag um 18.00 Uhr geplant. Sie bat mich, für die Ausstellung noch einen kleinen erläuternden Text zu schreiben, der auch für diese Seite gut geeignet ist.

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Möglichkeitsraum

Es gibt Garagen, die als Unterstellplatz für Autos dienen. Öffnet man das Garagentor, zeigt sich ein aufgeräumter, fast leerer Raum zur Unterstellen von Fahrzeugen, mit Winterreifen an der Wand und Lackpflege-Tuben im kleinen Regal rechts über Kopf.

Es gibt aber auch Garagen, die längst keine mehr sind. Öffnet man dort das metallene Tor, dann offenbart sich ein mehr oder weniger organisierter Abstellraum für alltägliche Gerätschaften, für Ausrangiertes, Vermisstes, längst Vergessenes oder zurzeit nicht Benötigtes.

Beides, sowohl das eine, als auch das andere Extrem, sind Räume mit Charakter. Sie sprechen Bände und geben Zeugnis über unser Geschick, mit Raum und Zeit individuell gestaltend umzugeben.

Die Ausstellung ist allen Garagen-Besitzern gewidmet, die für dieses Fotoprojekt ihr Garagentor öffneten und den Blick freigaben auf das angesammelte oder organisiert abgestellte Innenleben. Die Serie vergrößert sich bei neuer Gelegenheit und Bereitschaft, um die ich hiermit ganz herzlich werbe.

Bitte sprechen Sie mich an, falls Sie mir einen fotografischen Blick in Ihre Garagen gestatten wollen. Selbstverständlich erhalten Sie als Belegexemplar einen Sonderdruck Ihres Garagenfotos. Die spätere öffentliche Präsentation des Bildes bleibt immer anonym.

 

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Wheels…

… hieß die Ausstellung, die Bernd C. Dietrich (www.sandmaler.,de) erdachte und im Herbst 2015 realisierte. Er lud mich ein, mit ihm gemeinsam im Flaschenlager der Getränkefabrik Möller, Recklinghausen, diese außergewöhnliche Ausstellung zu realisieren. Grundidee war es, die große Lagerhalle für  fertig verfüllte Saftflasche und portionierte Auslieferungskästen als besonderen Ort für eine Präsentation zum Thema Bewegung und Energie, Malerei und Fotografie zu nutzen. Der Raum bot sich an, da in ihm, ganz Bewegung und Energie, täglich Massen von Flaschen, Kästen, Lieferpaletten zu Türmen und Gebirgen gestapelt, vorsortiert, manövriert, verladen und ausgeliefert werden. Eine Verschiebehalle, die sich täglich neu erfindet und keine feste Einrichtungsgestalt hat.

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Es versteht sich daher von selbst, dass eine länger dauernde Ausstellung zwischen den Kisten und Paletten nicht möglich war. Und das eine genaue Planung, wo was wie gehängt werden und beleuchtet werden kann, ebenfalls situativ entschieden werden musste. Es Graus für jeden Kurator.

Daher war es (in erster Linie für Bernd) auch ein ziemlicher Kraftakt, die Ausstellungswände zu fertigen, aufzustellen, anzustreichen, zu beleuchten und schließlich die richtigen Bilder an die richtige Stelle zu hängen.

Das Ergebnis aber konnte sich sehen lassen. An diesem außergewöhnlichen Ort gelang leider nur für ein Wochenende ein kurzweilige, spannende Präsentation von Malereien und Fotografien, die thematisch in einem inspirierenden und aufeinander verweisenden Dialog standen und dabei die Energie des Raums als „Grundrauschen“  spürbar machte.

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An dieser Stelle zeige ich nur eine kleine Bildauswahl, die ich in den nächsten Tagen erweitern werde.

Begonnen hat es mit der Überarbeitung der Herbstblätter. Durch die manuelle Entfernung der Blatt-Stängel entsteht der Eindruck, dass das Blatt über der Fläche zu schweben scheint.

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Nach Silvester lagen überall, wie gewöhnlich, die Reste der Silvester-Knallerei auf der Straße: Aufgerissene Pappröllchen, explodierte Raketen-Kracher und geplatzte Knallkörper, die wie Kordel-Bündel aussehen. Zeugen der großen nächtlichen Knallerei, Reste der immensen Geldvernichtung. Die Idee, diese Explosions-Reste einzusammeln und zu dokumentieren, kam mir leider zu spät. Der noch in der Silvesternacht einsetzende Dauerregen hat die Spuren verwischt und die Pappreste aufgeweicht.

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Dennoch, zwei Beispiele sind geblieben und die habe ich ähnlich ins Bild gesetzt, wie die Herbstblätter: schwebend. Gleichzeitig wirkt das Bild sehr dynamisch und macht die Wucht der Explosion nachvollziehbar.

Interessant wird es dann, wenn man dieses Prinzip auf alltägliche, banale Dinge überträgt, zum Beispiel ein Papiertaschentuch:

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… Vielfalt, Üppigkeit und Kraft der diesjährigen Herbst-Farben im späten Oktober hab ich mich spontan entschlossen, diese opulente Farbigkeit festzuhalten und genauer zu betrachten. Blatt für Blatt. Schon von Beginn an standen dabei die üblichen Herbstmotive mit ihren Klischees und Kitschigkeiten im Weg: Vanitas-Symbolik, Endzeitmotive, sentimentale Trauerstimmung drängen sich auf.

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Ich nahm das einzelne Blatt aus seinem landschaftlichen Kontext und legte es auf den Lichttisch mit undramatischer Beleuchtung. Sein Thema ist die Farbe des einzelnen Blattes, die grafische und malerische Struktur am Gegenstand, aber auch die Materialität des Blattes, die Skurrilität der Formen, wenn das Blatt welkt. Denn dann verdreht es sich, schrumpelt und kräuselt um die eigene Achse. Das zweidimensionale Blatt wird zum dreidimensionalen Körper mit Ausdehnung im Raum; es wird zur Skulptur.

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Dennoch: trotz eines sachlich-formalen Bildaufbaus bleibt „Herbstlaub“ ein Topos für Vergänglichkeit und Niedergang. Deshalb entschied ich mich für eine neue, widersprechende Inszenierung.

Zum einen verlasse ich mich nicht mehr auf die Bedeutung des Einzelbildes, sondern nutze die Unübersichtlichkeit der Menge: viele Einzel-Blätter, viel Laub, viel Farbe. Zum anderen wähle ich das Quadrat als Format der Serie und platziert das Herbstlaub prominent im Bildzentrum. All diese kleinen, quadratischen Bildflächen sind unterschiedlich hinterlegt mit knalligen, pastelligen, harten oder weichen Farben, mit oft komplementären Farbenflächen, die das gezeigte Einzel-Laub in eine gegenstandsfreie Umgebung versetzt.

Aus der Nähe wie auch mit Abstand betrachtet ergibt sich dadurch eine Frische und Buntheit, die der klischeehaften Tristesse des Herbstmotives kräftig widerspricht und stattdessen meine Begeisterung  über die Farbigkeit des Herbstes neu formuliert.

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Die Steeler Bürgerschaft lädt mich in die eigenen Galerieräume  im Steeler Stadtgarten ein, meine Fotos zu zeigen. Ich präsentiere 36 „wahlverwandte“, zum Teil großformatige Farbfotografien.

Die scheinbar beliebig zusammengestellten Motive treten in eine derartige Beziehung zueinander, dass sie etwas Neues erzeugen. Strukturelle Ähnlichkeiten, ästhetische Analogien, farbräumliche Nachbarschaften, motivische Vertrautheiten, anziehende Kontraste, assoziierte Verlängerungen oder magisch-anziehende Gegensätze. Merkwürdige Paarungen, Trilogien bis hin zu Quintette von Einzelbildern, die sich aufeinander beziehen wie Karten eines Quartetts oder wie komplementäre Farben und auf den Betrachter wirken wie ein Déjà-vu, überlagert von Wirklichkeit.

Das einzelne Bild mit seinem sorgsam gezeigten Motiv verliert seine primäre Botschaft. Das Dargestellte verändert sich zur bloßen Struktur, zum Muster, zur Flächenordnung, zum Farbraum oder zur formal organisierten Beliebigkeit. Es ist egal, was die Bilder ursprünglich zeigen, egal ob eine Wasserfläche, ein Schlauchstück, ein Besen oder Spuren im Schnee zu sehen sind. Alles wird gleichermaßen abstrakt und kontextlos.

Und mehr noch: Die Zusammenstellung der Bilder übersteigt den eigenen Bildraum, überspringt die Rahmengrenze und generiert einen neuen Kontext, z.B. eine formal durchlaufende Linienführung, eine vertraute Flächen-Struktur, einen lieblichen Farbraum oder eine assoziativ passende Musterung. Durch das bloße Nebeneinander der Bildmotive entsteht so etwas wie eine visuelle Erinnerung an etwas, das man kennt, schon mal gesehen hat oder als vertraut empfindet.

Okt. 2014

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Vorwort zum Foto-Buch:

Sichtbarkeit

Ein Krankenhaus-Trakt wird abgerissen. Radiologie, Notaufnahme, Labor, Intensivstation, Büros der Ärzte und Sozialräume der Mitarbeiter. Alles wird geräumt, geleert, demontiert und aufgelöst, um später an gleicher Stelle erneut aufgebaut zu werden.

Der Fotoband folgt der Grundidee, den Abriss des Gebäudes fotografisch zu begleiten. In drei Phasen wird dieser Auflösungsprozess, der fast ein Jahr dauert, festgehalten. Zuerst werden die Räume während des normalen Betriebs gezeigt, bevor dann der Auszug und Umzug beginnt: Regale werden geräumt, Kartons gepackt, technische Geräte demontiert und medizinische Möbel abgebaut. Schließlich übernimmt eine Abrissfirma den weitergehenden Rückbau. Baustoffe werden getrennt und Wertiges gesichert, Wände aufgeschlitzt, Kabelstränge gekappt, Leitungen getrennt und die Infrastruktur stillgelegt. Das Innerste nach außen. Die Räume sind außer Kraft gesetzt.

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Behandlungsräume, Wartezimmer, Untersuchungs- oder Pflegeräume sind auch immer Arbeitsplätze des pflegenden Personals, der Diagnostiker und Therapeuten. Profis in ihrer Werkstatt. Und auf der anderen Seite der leidende Patient, das unglückliche Opfer, der verletzte Mensch. Das Krankenhaus ist sowohl rationeller Funktionsraum helfenden Personals als auch höchst emotional und atmosphärisch besetzter Angstraum von Menschen in Not.

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Die zahlreichen Bilder versuchen, diese Wechselwirkung aufzuspüren und das Verschwinden der vergegenständlichten Raum-Atmosphären zu dokumentieren. Welche Stimmungen und ästhetische Ausstattungen besitzen diese Räume und was lässt sich zum Ende ihrer Nutzungszeit davon noch finden? Was bleibt? Das Sichtbarmachen steht im Zentrum dieses Buches. Und um das schwer Sichtbare besser erkennen zu können, erzähle ich die Geschichte des Vergehens von hinten und beginne mit dem Ende.

Anfang November 2013 lädt mich Malerfreund Bernd Caspar Dietrich zu einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt auf Zollverein ein. Thema der Präsentation sind die Schnittflächen, Gemeinsamkeiten, Synergien und spannungsreichen Differenzen, die sich aus dem Nebeneinander aus Malerei und Fotografie ergeben. In dem von Bernd C. Dietrich mit großem Arbeitseinsatz vorbereiteten Ausstellungsraum in Halle 6 zeigen wir vornehmlich großformatige Arbeiten.

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Die in dieser Ausstellung von mir präsentierten Fotografien aus drei unterschiedlichen Werkgruppen werden bei dieser Gelegenheit erstmalig gemeinsam gezeigt: „Zu Fuss“, „Pressungen“ und „Wandfarben“. Die drei Gruppen sind inhaltlich verbunden durch eine gemeinsame Arbeits- und Darstellungsweise und ein übergreifendes Interesse an malerischen Strukturen in banal-alltäglicher Umgebung.

Bei der letzten, aktuellen Werkgruppe („Wandfarben) werden Wände und wandartige Flächen aus Mauerwerk, Stahl, Holz und anderen alltäglichen Baumaterialien gezeigt, wie sie überall im urbanen Kontext zu finden sind. Zu sehen sind Wand-Ausschnitte von Hauseingängen, Tordurchfahrten, Brandmauern,  Abrisshäusern und Neubauobjekten, von steinernen Gartenzäumen, Werkstatthallen und Sichtbetonmauern.  Diese Ausschnitte präsentieren Flecken, Kratzer, Schrammen, Schimmel und Nässe, oder auch Farbspuren, Übermalungen, Abplatzungen, Materialschwächen und Arbeitsspuren.

Die wahren Größenverhältnisse lassen sich aus den Bildern nicht erschließen, da die Referenzgröße fehlt. Aus den Rillen, Rissen, Kratzern und Riefen lässt sich die tatsächliche Größe lediglich vermuten. Nur bei einem Teil der Fotos zeigen wieder erkennbare Gegenstände die tatsächlichen Größenverhältnisse.

 

Zur Ausstellung gibt es eine Dokumentation von Lutz Bierwirth, die einen Eindruck vermittelt:

https://www.youtube.com/watch?v=pjP3aK6At_k

Schön ist auch dieses gefilmte Gespräch

https://www.youtube.com/watch?v=9nnvvQuoHTo

 

Herbstzeit. Und jedes Mal, wenn’s soweit ist, bin ich begeistert von den Farben! Gelb, Nochgrün, Schonrot oder Endbraun. Die Sonne drauf: wunderschön.

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Die Farben und ihre Verwandlung: Baumabhängig, aber auch eine Farbabfolge. (Ein Biologe wüsste das wahrscheinlich virtuos zu bestimmen.)

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Und was liegt dann näher, entweder dauernd in die Baumkrone zu schauen, oder auf den Boden, wo die Blätter dann liegen in ihrer ganzen Farbenpracht.

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Und da zeigen sich dann nicht nur die tollen Farben, sondern auch die zusammengerollten, welken Blätter, die als kleine Skulpturen sich dem Niedergang entziehen und sich gegen den Laubbläser wehren. Wundervolle, einmalige Formen, Volumen, zerbrechliche Schalen.

 

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Garagen, ohne eingestellte Autos: Funktionsraum mit Restplatz für anderes. Für Abstellzeug, für Aussortiertes mit Restwert. Zu schade zum Wegschmeißen.  Kann man ja noch mal brauchen – Kram. Die Garage ist wie ein (Schuh-) Karton von der Form; Und das Garagentor – Vorhang auf- wie ein Bühnenvorhang: einmal hochgezogen gibt es jede Menge zu gucken. Erzählt wird von Persönlichkeiten, Vorlieben, Werten, Normen, von Identitäten, Irritationen, Konflikten und Ordnungen. Erzählt wird von Kreativität und Chaos, von Prioritäten, Strukturen und Plänen. Und davon, ob sie gelingen oder überhaupt realistisch sind. Visionen, Fiktionen, Fakten und Kompromissen. Abstellraum, Spielraum, Konzeptraum, Kompromissraum. Alles ist Garagenraum – die kleine Heimat. Die Garage als Symbol, als Metapher, als große Welt im Kleinen, als Fingerprint und Handlungs-DNS. Schwierig zu fotografieren, weil höchst privat, sehr intim, fast indiskret und übergriffig. „Meine“ Garage ! Nicht wegen „mein Auto“, wohl aber wegen „Mein Scheitern“ oder „Mein Erfolg“.

Ein paar Beispiele habe ich gefunden – Dank für die Freigabe! … und sammle weiter. Wer will, zeigt mir seine Garagen-Lösung. Diskretion wird garantiert!

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Die Gruppenausstellung „Mit meinem Auge“ im Atelierhaus „Alte Schule“ in Essen-Steele ist nun leider vorbei. Am 21.11. schlossen sich die Türen. Schade, denn es war eine sehr interessante Präsentation mit Bildern von 8 Fotografen des Ruhrgebiets: Ulrike Harbach, Thomas Bocian, Peter Liedtke, Manfred Vollmer, Georg Schreiber, Dieter Kunst und Michael Krämer.

Ich präsentierte 7 großformatige Bilder aus der Werkgruppe „Wandfarben“. Es war eine interessante und spannende Erfahrung, erstmalig und speziell für diese Räume dieses Großformat (1,20 m x 1,80m) zu wählen. Wie ein guter Rotwein, der Platz, Zeit und Luft braucht, um seinen Geschmack voll entfalten zu können, so brauchen auch die Bilder dieser Werkgruppe ein großes Präsentationsformat, um die volle Pracht entwickeln zu können,

Die Bilder wirkten auf den Wänden sehr beeindruckend und faszinierend. Die Farben, die abgebildeten Strukturen, Kratzer und Materialbeschaffenheiten wirkten sehr plastisch und dynamisch. Für viele Betrachter war es nahezu überraschend zu erfahren, daß es sich bei den Bildern nicht um Gemälde handelte.

Aber nun ist die Ausstellung vorbei und die Kollegen haben ihre Arbeiten schon abgeholt. Heute war ich an der Reihe: Bilder abhängen, einpacken und transportbereit machen. Nicht ohne ein wenig Melancholie, denn diese Ausstellung war für mich eine sehr erfahrungsreiche Zeit und eine intensive Auseinandersetzung mit den Thema „fotografische Positionen“ und den Arbeiten der Kollegen.

Mein Dank gilt Dieter Kunst, der mit unbeschreiblichem Engagement diese Ausstellung konzipiert und organisiert hat; und der Steeler Bürgerschaft und Eddy Schreyer, die für die finanzielle Unterstützung gesorgt haben.

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Während des großen Flugfestes (12.10.2012) zum Abschluß des Drachenkunst-Projektes von Akki auf der Oberkasseler Rheinwiese habe ich durch Zufall dieses Motiv entdeckt, das sich nahezu nahtlos einreihen läßt in die bereits vorhandene Sammlung abstrakter Farbflächen und malerischen Strukturen. Die Gegenstände werden unwichtig, Flächen und Farbräume rücken in den Vordergrund. Die Proportionen lösen sich auf. Der Bildraum bleibt flächig. Alles bleibt auf gleicher Ebene. Nur die Fraben eröffnen Räume.

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