… Vielfalt, Üppigkeit und Kraft der diesjährigen Herbst-Farben im späten Oktober hab ich mich spontan entschlossen, diese opulente Farbigkeit festzuhalten und genauer zu betrachten. Blatt für Blatt. Schon von Beginn an standen dabei die üblichen Herbstmotive mit ihren Klischees und Kitschigkeiten im Weg: Vanitas-Symbolik, Endzeitmotive, sentimentale Trauerstimmung drängen sich auf.

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Ich nahm das einzelne Blatt aus seinem landschaftlichen Kontext und legte es auf den Lichttisch mit undramatischer Beleuchtung. Sein Thema ist die Farbe des einzelnen Blattes, die grafische und malerische Struktur am Gegenstand, aber auch die Materialität des Blattes, die Skurrilität der Formen, wenn das Blatt welkt. Denn dann verdreht es sich, schrumpelt und kräuselt um die eigene Achse. Das zweidimensionale Blatt wird zum dreidimensionalen Körper mit Ausdehnung im Raum; es wird zur Skulptur.

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Dennoch: trotz eines sachlich-formalen Bildaufbaus bleibt „Herbstlaub“ ein Topos für Vergänglichkeit und Niedergang. Deshalb entschied ich mich für eine neue, widersprechende Inszenierung.

Zum einen verlasse ich mich nicht mehr auf die Bedeutung des Einzelbildes, sondern nutze die Unübersichtlichkeit der Menge: viele Einzel-Blätter, viel Laub, viel Farbe. Zum anderen wähle ich das Quadrat als Format der Serie und platziert das Herbstlaub prominent im Bildzentrum. All diese kleinen, quadratischen Bildflächen sind unterschiedlich hinterlegt mit knalligen, pastelligen, harten oder weichen Farben, mit oft komplementären Farbenflächen, die das gezeigte Einzel-Laub in eine gegenstandsfreie Umgebung versetzt.

Aus der Nähe wie auch mit Abstand betrachtet ergibt sich dadurch eine Frische und Buntheit, die der klischeehaften Tristesse des Herbstmotives kräftig widerspricht und stattdessen meine Begeisterung  über die Farbigkeit des Herbstes neu formuliert.