Noch beflügelt vom öffentlichen Kompliment für die welken Blüten und Blätter habe ich in den letzten Wochen und Tagen das Thema weiter bearbeitet. Es war Weihnachtszeit, Amaryllis-Zeit. In Weiß, in rot und natürlich in rosa. Und in fast jeder Vase. Dort schon entfalten die Blüten eine erstaunliche Pracht und -wenn das Wasser in kurzen Abständen aufgefrischt wird- halten sich recht lange. Geduld ist angesagt. Schließlich ist es soweit und die Blüten werden kurz vor dem finalen „Durchhänger“ abgeschnitten. Das behutsame Austrocknen der müden Blüten bei 50 Grad im Backofen verhindert die tagelange Verrottung der Blätter bei Zimmertemperatur. Bei diesem Verfahren erhalten sich die Farben der Blütenblätter, während die Formen sich ins skurrile steigern.
Schon im Oktober, während der letzten sonnigen Herbsttage in diesem Jahr, habe ich ein Dutzend Blätter einer Platane eingesammelt in der Absicht, diese ohne viel Zutun trocknen zu lassen. Wichtig war mir, daß die Blätter sich je nach Beschaffenheit und Spannung willkürlich verdrehen, biegen und verkrümmen und unterschiedliche skulpturale Figuren entwerfen. Nicht die herbstliche Farbenpracht der Blätter war das Thema, sondern deren Körper im Raum. Das spärliche Tageslicht hilft, das Volumen und die Oberflächenstruktur sichtbar werden zu lassen. Alles schwebt scheinbar ohne Eigengewicht im Raum. Oder das Blatt schält sich für Augenblicke aus dem dunklen Hintergrund.