Die Steeler Bürgerschaft lädt mich in die eigenen Galerieräume im Steeler Stadtgarten ein, meine Fotos zu zeigen. Ich präsentiere 36 „wahlverwandte“, zum Teil großformatige Farbfotografien.
Die scheinbar beliebig zusammengestellten Motive treten in eine derartige Beziehung zueinander, dass sie etwas Neues erzeugen. Strukturelle Ähnlichkeiten, ästhetische Analogien, farbräumliche Nachbarschaften, motivische Vertrautheiten, anziehende Kontraste, assoziierte Verlängerungen oder magisch-anziehende Gegensätze. Merkwürdige Paarungen, Trilogien bis hin zu Quintette von Einzelbildern, die sich aufeinander beziehen wie Karten eines Quartetts oder wie komplementäre Farben und auf den Betrachter wirken wie ein Déjà-vu, überlagert von Wirklichkeit.
Das einzelne Bild mit seinem sorgsam gezeigten Motiv verliert seine primäre Botschaft. Das Dargestellte verändert sich zur bloßen Struktur, zum Muster, zur Flächenordnung, zum Farbraum oder zur formal organisierten Beliebigkeit. Es ist egal, was die Bilder ursprünglich zeigen, egal ob eine Wasserfläche, ein Schlauchstück, ein Besen oder Spuren im Schnee zu sehen sind. Alles wird gleichermaßen abstrakt und kontextlos.
Und mehr noch: Die Zusammenstellung der Bilder übersteigt den eigenen Bildraum, überspringt die Rahmengrenze und generiert einen neuen Kontext, z.B. eine formal durchlaufende Linienführung, eine vertraute Flächen-Struktur, einen lieblichen Farbraum oder eine assoziativ passende Musterung. Durch das bloße Nebeneinander der Bildmotive entsteht so etwas wie eine visuelle Erinnerung an etwas, das man kennt, schon mal gesehen hat oder als vertraut empfindet.
Okt. 2014