Die Arbeiten von Klara Maria Weissenfeld (Fotosommer Stuttgart 2024) haben es mir angetan. Sie bearbeitet in Ihrer Foto-Serien „Good night“ ihre Faszination von hell erleuchteten Fenstern, die nachts in der Stadt vom Leben im Innern erzählen. Warmes Licht für die Familie in der Küche, sachliches Arbeitslicht aus den Büros, flackernd blaues TV-Licht oder streng rhythmisch angeordnete Treppenhaus-Fenster, die ein beleuchtetes Treppenhaus zeigen. Die hellen Vierecke stehen scharf abgegrenzt auf tiefschwarzem Grund und wirken kontrolliert grafisch. Umgebungsdetails der Häuser sind ausgeblendet, vom Dunkel verschluckt. Und mit ihnen der Kontext: unwichtig. Es bleiben die konkreten Glasstrukturen, erahnbare Pflanzen auf der Fensterbank und natürlich die Farben von warmem und kaltem Licht. Der urbane Kontext wird zur abstrakten grafischen Struktur mit angedeuteten Räumlichkeiten, Fluchtlinien und Horizonten, die das Auge ergänzt. Die Strenge der Arbeit provoziert die Fantasie und die Erinnerung, auch schon mal Teil der Szenerie gewesen zu sein.
Eine betörend gradlinige und konsequente Arbeit: https://www.weissenfeld.art/good-night
… die mich sehr inspiriert und meine Aufmerksamkeit lenkt auf Licht in der dunklen Stadt, das nicht durch künstliches Licht, sondern durch – na klar, es ist Sommer – das Sonnenlicht erzeugt wird. Morgens, wenn die Sonne aufgeht und wärmendes Frühlicht auf die Zimmerwand zaubert. Oder mittags, wenn das Sonnenlicht grellgelb und spitz durch die Fenster prescht und dabei auf den umstehenden Möbeln die feingerippten Fensterrahmen nachzeichnet.
Es ist die umgekehrte Geschichte, die ich erzähle. Es ist nicht das abendliche Leben im Innern, das als wohnliche Beleuchtung nach außen dringt und seine Geschichte erzählt. Es ist das universelle Licht von außen, das durch die Öffnungen nach innen vordringt und abstrakte Formen und Figuren auf dem Boden, an den Wänden und auf den abgestellten Möbeln erzeugt.
Wie Vorschläge, die weiterwandern, durch den Raum ziehen, die ihre Form wandeln und schließlich vergehen. Nichts Bleibendes, obwohl es schonungslos und egalisierend auftritt.
Das Licht wird zum mächtigen Gegenspieler des Schattens, bricht sich an Kanten, spiegelt sich auf hellen Flächen, durchschreitet den Raum im Bündnis mit der Zeit. Dabei entwirft es kuriose Figuren, wandelt sich zu geometrischen Achsen, zu Flächenrastern, zum Makler zwischen Verfremdung und Wiedererkennung. Es ist ein flüchtiges Lichtspiel im abgedunkelten Zimmer und ein Bote des grellen Tages draußen: „Guten Morgen“.